Worum geht es?
"Ob sie noch lebt und ich sie retten kann, tritt in den Hintergrund. Ein animalischer Instinkt packt mich, der mich alles vergessen lässt, meine Bewegungen kontrolliert, als hätte mein Körper schon immer gewusst, was in dergleichen Situationen zu tun ist, wie mittels eines genetischen Codes, der in jeder Zelle meines Körpers abgespeichert ist. Es gibt nichts mehr als das Adrenalin – keinen Schmerz, keine Liebe, keine Hoffnung – nur den nackten Instinkt und die Gewissheit, dass nur einer von uns beiden siegreich aus diesem Kampf ums Überleben hervorgehen wird."
Das atemlose Finale der „Unerreichbar“-Dilogie
Nach Camillas Entführung ist nichts mehr so, wie es früher war, doch ihre Peiniger sind bereits auf der Suche nach einem neuen Opfer – und dieses ist Camilla nicht unbekannt …
Wer überlebt, wer muss sterben? Und wem wird sein dunkles Geheimnis letztlich zum Verhängnis?
Der zweite Band der „Unerreichbar“-Dilogie von „Verfall“-Autorin April Nierose.
Mein Eindruck:
Obwohl der erste Teil bereits einige Zeit her war, fand ich sofort wieder in die Geschichte hinein und konnte es kaum erwarten zu erfahren, wie die Story rund um Camilla & Co. weiter geht. Und was soll ich sagen? Das Finale der Dilogie ist der Autorin wunderbar geglückt. Gefangen zwischen Hass, Neid, Schuld, Zweifel und unerwiderter Liebe knüpft der zweite Band direkt am ersten an und entführt uns wieder in eine dunkle Welt, in der jeder seine Geheimnisse hat und nur darauf aus ist, seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Durch den Perspektivwechsel in den einzelnen Kapiteln und dem Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, wird das Erzähltempo zusätzlich angeheizt und so verflogen die Seiten wie im Nu. Ich war sehr gespannt darauf zu sehen, wie sich die Protagonisten weiterentwickeln und wie sie mit den Geschehnissen aus dem Vorgänger umgehen. In dieser Hinsicht wurde ich nicht enttäuscht und jede Menge Antworten, Informationen und unerwartete Wendungen erwarteten mich. Den Schreibstil der Autorin empfand ich erneut als außergewöhnlich, fesselnd, eindringlich und brutal. Ihre Art und Weise eine Geschichte zu erzählen und wie sie dabei die vielen unterschiedlichen Gedanken und Emotionen ihrer Protagonisten näherbringt, ist in meinen Augen besonders und nur schwer zu beschreiben, wenn man noch nie ein Buch von ihr gelesen hat, ich versuche es aber trotzdem mal für euch. Sie spricht Dinge an, die sich sicher jeder schon mal gedacht hat, aber nie laut aussprechen würde und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Dadurch wirken die einzelnen Figuren wahnsinnig authentisch und auch wenn diese nicht immer sympathisch sind, entsteht dadurch eine ganz eigene Dynamik die einen in ihren Bann zieht. Hier haben sich ein paar waschechte Psychopathen versammelt und ich kann nach wie vor nicht mit Sicherheit bestimmen, wer wohl der verrückteste Charakter in diesem Zweiteiler war. Jede einzelne Figur hat ihre Geheimnisse, Vorlieben sowie ihr Päckchen zu tragen, wobei die Abgründe mit jeder Seite tiefer und dunkler werden.
Wer auf einen ausgeklügelten Psychothriller steht, mit einem gewissen Grad an Gewalt und Brutalität kein Problem hat und auf vielschichtige Charaktere voller schrecklicher Überraschungen steht, sollte sich diese Bücher auf keinen Fall entgehen lassen. Mich hat die Autorin mehr als einmal sprachlos zurückgelassen, insbesondere was das Ende betrifft. Mehr werde ich dazu auch gar nicht kommentieren, nur dass ich das große Finale nicht kommen gesehen habe und mir in hundert Jahren ein solches nicht eingefallen wäre. Ich habe die Lesestunden jedenfalls wieder sehr genossen und war mindestens genauso angewidert wie fasziniert, was ich mir aber genauso erwartet hatte. In diesem Sinne wünsche ich euch ganz viel Spaß in diesem Irrgarten aus Intrigen, Sehnsüchten, Wünsche und Neigungen, die alles andere als dem ,,Standard” entsprechen (zumindest hoffe ich das mal so für uns).
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