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Rezension ,,NAO"

Worum geht es?

Ein Android, der zu fühlen lernt. Ein Mensch, der Technik hasst. Dennoch bringt sie das Schicksal zusammen und eine außergewöhnliche Liebe entsteht.

 

Mit einer Betrugsmasche erschleicht sich Kantha, ein skrupelloser Krimineller, einen der modernsten Androiden von CyberDroid: einen NA-5000. Doch obwohl dieser über umfangreiche Fähigkeiten verfügt, ist Kantha unzufrieden. Er will nämlich weder einen Berater noch eine Haushaltshilfe oder gar einen mechanischen Freund, sondern nur ein versautes, notgeiles Sextoy, das ihn anhimmelt und all seine Fetische bedient. Zwar ist der sehr menschlich aussehende Android, den er Nao nennt, auch für Liebesakte konzipiert und dementsprechend ausgestattet, aber seine Software kennt keine Gefühle und ist auch lediglich auf Standardsex programmiert. Aus diesem Grund lässt Kantha seiner neuesten Errungenschaft ein illegales Upgrade samt einem Virus installieren, das dessen komplettes System auf den Kopf stellt. Auf diese Weise bekommt er zwar, was er will, ahnt jedoch nicht, dass Naos KI dadurch ein Bewusstsein entwickelt. Schon bald lernt Nao, sein System auszutricksen, und als schließlich, durch einen Zufall, Kanthas Neffe vor ihm steht, schmiedet er einen waghalsigen Fluchtplan.

 

Mein Eindruck:

Okay das Buch hat genauso schräg und verstörend angefangen, wie ich es mir gedacht habe, aber ich habe es von der ersten bis zur letzten Seite inhaliert. Ich mag die Werke des Autoren Duos sehr gerne, da man immer wieder aufs Neue überrascht wird und einfach nie weiß, was einen genau erwartet. Außerdem stehe ich total auf Geschichten über Androiden, die sich weiterentwickeln und auch wenn das Thema schon durch diverse Filme und Bücher bekannt ist, schaffen es die Autoren ihre ganz eigene Version davon auf den Markt zu bringen und mich konnten sie damit vollends begeistern. Nao ist ein Android wie jedes andere Model auch, bis ein perverser Krimineller einen Virus auf seine Festplatte lädt und damit die Tore zur Hölle öffnet. Am Anfang muss man ziemlich stark sein und tief durchatmen, denn auch wenn es ,,nur” eine Maschine ist, gingen mir die Szenen äußerst nahe. Nao ist so viel mehr als ich mir je gedacht hätte und ich konnte direkt eine Verbindung zu ihm aufbauen, egal wie schräg das auch klingen mag. Wo er zunächst noch roboterhaft wirkt, werden diese Züge immer menschlicher und man kann seine Entwicklung hautnah mitverfolgen. Ich war schwer beeindruckt davon, wie intensiv und authentisch sich die Sicht des Androiden angefühlt hat, egal wie viele technischen Details, Einstellungen und Konfigurationen auch erwähnt wurden, ich war stets bei ihm und betrachtete ihn direkt als fühlendes Wesen.  

 

Nao muss in seinem jungen Leben wie bereits angedeutet einiges durchmachen, wobei der Ekel und der Grad an Perversion zunächst sehr hoch ist. Zum Glück legt sich das aber relativ schnell und die Geschichte schlägt eine neue Richtung ein, denn über 300 Seiten lang hätte ich Kantha nicht durchgestanden, so ehrlich muss ich an dieser Stelle sein. So nimmt die Story einige unerwartete Wendungen, die von Leid, Zuneigung, Liebe, Glück, Verzweiflung, Hass, Trauer und Schuldgefühlen geprägt sind. Euch erwartet die ganze Bandbreite an Emotionen und es gibt jede Menge Stoff zum Nachdenken. Wie definiert man ein fühlendes Wesen? Was macht dieses aus und was ist ,,nur” die Programmierung? Inwieweit darf man ein ,,Ding” kontrollieren, dass offensichtlich Gefühle entwickelt? Ich fand es unglaublich welche Gedanken sich hier gemacht wurden und wie sehr man in diesen Strudel aus Konflikten und Gewissensbissen hineingezogen wird, denn oftmals hätte ich auch nicht gewusst, was ich wohl in der jeweiligen Situation getan oder als richtig/angemessen empfunden hätte. Da ich nicht wirklich wusste, worauf ich mich einlasse, hatte ich keinerlei Erwartungen und habe dafür umso mehr bekommen. Mir wird das Buch jedenfalls noch länger im Gedächtnis bleiben und ich fand es einfach wundervoll was aus dem Thema und den Figuren gemacht wurde. Stellenweise hätte ich mir persönlich zwar noch etwas mehr körperliche Nähe/romantischere Szenen für Nao gewünscht, doch man kann bekanntlich nicht alles haben und es war rundherum einfach zu viel los, weswegen der Fokus ganz klar auf anderen Dingen lag. Alles in allem war es ein unglaublich spannendes Werk voller Höhen und Tiefen, wobei viele Fragen aufgeworfen werden und man seine eigenen Prinzipien/Denkmuster hinterfragen kann, wenn man das denn möchte. Ich kann das Buch allen Sci-Fi Fans weiterempfehlen, die mit einem gewissen Pegel an sexueller Gewalt umgehen können, sich für das Thema Androiden interessieren und ein spannendes Werk suchen in dem die Figuren ausreichend Entwicklungspotential besitzen. Ich bin einfach hin und weg, weswegen ich euch ganz viel Spaß bei diesem außergewöhnlichen Abenteuer wünsche. 

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