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Rezension ,,Dein Blick auf meiner Haut: Love & Secrets"

Worum geht es?

Er hat vertraut. Er wurde zerbrochen. Niemand darf die Scherben sehen.

Doch vor der Liebe kann man sich nicht verstecken.

 

Vor der Webcam ist Finn in seinem Element. Es ist eine bunte Welt aus weicher Bettwäsche, neckischen Toys und provokanten Posen, in der er sein Geld verdient. Die Männer vor den Bildschirmen lieben ihn … und bis zu einem schicksalhaften Tag beruht das auf Gegenseitigkeit.

 

Eine einzige Nacht zerstört nicht nur seine Karriere, sondern auch Finns Leben. Der ehemals fröhliche und lebhafte Camboy zieht sich vollkommen zurück, verlässt das Haus kaum noch und will am liebsten nie wieder von irgendjemandem gesehen werden.

Bis Milan neben ihm einzieht und dem verwilderten Garten, der auch Finns Grundstück wie eine Schutzmauer umgibt, den Kampf ansagt. Finn spürt, dass er sich nicht für immer verstecken kann - nicht vor der Welt und schon gar nicht vor seinen Gefühlen für Milan.

 

Aber wie soll er jemals wieder vertrauen? Und kann ihn so zerstört überhaupt noch jemand lieben?

 

Mein Eindruck:

Also ich bin immer noch total überwältigt von diesem Buch und es wird vermutlich sehr schwer, all die unterschiedlichen Eindrücke und Empfindungen einzufangen, ich werde es aber trotzdem für euch versuchen. Wir lernen zunächst Finn näher kennen sowie seinen doch eher ungewöhnlichen Job als Camboy. Es gibt hier jede Menge explizite Szenen, erotische Einblicke, Hochgefühle, schnelles Geld und genauso viel Hass wie Liebe. Ich habe diesen Beruf und alles, was dazu gehört sehr interessant gefunden und die Autorin hat diesen in meinen Augen sehr authentisch rübergebracht. Das Leben im Internet birgt seine Tücken und dies wird hier in allen möglichen Facetten gezeigt. Die Geschichte selbst durchleben wir aus der Sicht von Finn und seinem neuen Nachbarn Milan, wobei ich teilweise etwas verwirrt war, da für mich die Zeitlinie nicht immer klar genug definiert gewesen war. Das sorgt zwar einerseits für Spannung, aber andererseits verstand ich manche Gesten/Verhaltensweisen nicht, da diese nicht mit der Gegenwart zusammenpassten. Nachdem die kurzweilige Verwirrung sich aber schnell aufgeklärt hat, konnte ich mich völlig in die Story fallen und mitreißen lassen. Und was soll ich sagen? Hier erwartet uns echt harter Tobak, der mir mehr als einmal eine Gänsehaut beschert hat. 

 

Zur Thematik an sich möchte ich gar nicht zu viel verraten, da diese einen Großteil der Überraschung ausmacht und erst im Laufe des Werks offenbart wird, aber mit diesen vielen negativen Gefühlen in mir hätte ich ehrlicherweise nie gerechnet. Die Autorin schafft es mit jeder Menge Fingerspitzengefühl ein überaus krankes Thema zur Sprache zu bringen, welches eine Welle der Gewalt, Missverständnis und Zerstörung mit sich bringt. Ich habe wirklich mit den Protagonisten mitgelitten sowie mitgefiebert und verstand ihre Ängste, Sorgen und Wünsche. Ich fand es unglaublich wie tief die Emotionen gingen, welche die Autorin in mir hervorgerufen hat, und ich hätte das Buch einmal begonnen nicht mehr zur Seite legen können, weswegen ich es innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe. Die vielen Herausforderungen, denen sich unsere Hauptakteure stellen müssen, scheinen kein Ende zu nehmen und der Spannungsbogen war dadurch für mich stets unglaublich hoch. Unfassbar wie widerlich und gestört manche Leute sind und auch wenn es sich um eine fiktive Geschichte handelt, kann ich mir solche Verhaltensweisen auch sehr gut in der Realität vorstellen. Für mich war das Buch äußerst intensiv und ich habe mir daraus einige wichtige Botschaften/Denkansätze mitgenommen, die mich sicher noch länger begleiten werden. Ich fand Finn wahnsinnig stark, mutig und auch wenn es den einen oder anderen Rückschlag gegeben hat, trägt er sein Herz am rechten Fleck und dadurch muss man ihn einfach lieben. Vermutlich hat mich sein Schicksal auch deswegen so mitgenommen, weil ich direkt eine Verbindung zu ihm aufbauen konnte, was sicher nicht zuletzt an den ausführlichen Schilderungen der gesamten Ereignisse durch die Autorin lag. Mich konnte das Buch auf jeden Fall überzeugen und ich bewundere die Stärke der Autorin, sich einem solchen Thema in dieser Form zu stellen und dabei stets den richtigen ,,Ton” zu treffen der in meinen Augen nichts verharmlost, aber dennoch Hoffnung bietet und einen letztendlich mit einem positiven Gefühl aus dem Werk entlässt. Ganz großes Kompliment und auch wenn es eine Achterbahn der Gefühle war und hauptsächlich die negativen Emotionen überwogen, so würde ich das Leseerlebnis nicht mehr missen möchten und kann es allen weiterempfehlen, die sich auf schwierige sowie ungewöhnliche Themen einlassen möchten. 

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