· 

Rezension ,,East Lock"

Worum geht es?

Pissegestank und ein trostloser, grauer Himmel. Das waren die Eindrücke, die sich zu Beginn in mein Gedächtnis brannten. Unten auf der Straße laufen stinkende Kerle umher. Grölen, rülpsen, vergewaltigen sich gegenseitig. Ich ziehe den löchrigen Stofffetzen, der dem Fenster als Vorhang dient, noch ein Stück beiseite. Strähnen meines weißen Haars fallen mir ins Gesicht,während ich durch die staubige Scheibe linse und das Treiben in den Gassen East Locks beobachte. Alles ertrinkt in Grau. Das ist der Ort, an dem ich die nächsten 2 Jahre und 361 Tage überleben muss. Heutige Todesfälle: 36

 

East Lock ist eine düstere Geschichte, die in einer Gefängnisstadt spielt. Dort muss Riku überleben und sich irgendwie zurecht finden. Auf seinen Streifzügen durch die nächtlichen Gassen trifft er auf Rose. Und sieht dem Tod in die Pistolenmündung.

 

Mein Eindruck:

Also meine Meinung zu diesem Buch ist sehr durchwachsen, da es viele Punkte gab, die mir sehr gut gefallen haben, aber auch leider einige Aspekte, die ich nicht so prickelnd fand. Fangen wir wie immer mit den positiven Dingen an. Ich liebe Gefängnisgeschichten und da das Setting in einer Gefängnisstadt spielt, konnte ich nicht an diesem Buch vorbei gehen. Die Autoren haben den Schauplatz in meinen Augen sehr gut ausgenutzt, auch wenn sich in mir mehr als einmal die Frage aufdrängte ,,Was zur Hölle hier eigentlich los ist und warum die Regierung solche Zustände zu lässt?”, wenn man aber diese Fragen ausblenden und sich völlig auf die Story einlassen kann, wird es stellenweise richtig blutig/brutal, spannend sowie mysteriös. Von den Figuren her war mein Lieblingscharakter von Anfang an Riku, welcher durch seine unterkühlte Art und seinen unglaublich vielseitigen Fähigkeiten der perfekte Überlebenskünstler ist. Er nimmt alles so wie es kommt und auch wenn er so einiges in seinem neuen Umfeld widerlich/abstoßend findet, so versucht er stets das bestmögliche aus einer Situation für sich herauszuholen und in keine größeren Schwierigkeiten zu geraten. Die Spannung war in meinen Augen durch die vielen Charaktere und Geheimnisse stets hoch, wobei die Autoren auch kein Blatt vor den Mund nehmen und alles schonungslos beschreiben. Das Knastfeeling lässt auf jeden Fall nicht lange auf sich warten und man sollte mit anzüglichen Sprüchen, seltsamen Gepflogenheiten und einem gewissen Gewaltpegel auf jeden Fall umgehen können. Es gibt hier jede Menge Konfliktpotential und der Ton ist überwiegend rauer, da in einer so toxischen Umgebung kein Platz für Mitgefühl, Schwäche oder andere Gefühlsduseleien bleibt. Ich jedenfalls konnte das Buch einmal begonnen kaum mehr aus der Hand legen, da ich stets wissen wollte, wie es weiter geht und was unsere Protagonisten noch so alles erwartet und ich kann euch versichern, ihr werdet staunen über die Vielzahl an Problemen, die auf euch und unsere Hauptakteure zukommen. 

 

Kommen wir nun zu den Aspekten die ich als ausbaufähig beschreiben würde. Für einen Einzelband (falls es einer ist?) waren mir zu viele Fragen/Rätsel am Ende offen/ungelöst. Ich hätte mir aufgrund der beachtlichen Seitenanzahl etwas mehr Input erwartet, da sich die Fragezeichen bei mir immer mehr getürmt als gelöst haben. Auch mit der Figur Rose konnte ich leider nur begrenzt etwas anfangen, da mir ihre ständigen Zickereien irgendwann gehörig auf die Nerven gingen, auch wenn ich ihre Unsicherheiten und Verhaltensweisen bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen konnte, da diese ausreichend erklärt wurden. Das ist aber eine persönliche Wahrnehmung, da jeder Leser Charaktere für sich anders beurteilt und man auch wie im echten Leben einfach nicht mit jedem warm werden kann. Teilweise gingen mir auch gewisse Szenen zu schnell vorbei, aus denen man in meinen Augen noch viel mehr heraus holten hätte können und auch das Ende war so plötzlich da, dass ich es kaum glauben konnte. Ich war einfach noch nicht bereit mit dieser Story und ihren Figuren abzuschließen und ich hatte nicht so das Gefühl, dass es sich um ein Ende handelt. Auch der Romance Charakter hätte in meinen Augen etwas ausgebaut werden können, da ich eigentlich insgeheim ständig auf eine bestimmte Aussprache/Annäherung wartete, diese aber trotz der vielen Gelegenheiten nie zum Abschluss kam. Ich hoffe ich konnte euch meine persönlichen Eindrücke etwas näherbringen und ich würde das Buch allen Fans von Gefängnisgeschichten dennoch weiterempfehlen, da es mir sehr viel Spaß gemacht hat die Lesestunden in East Lock zu verbringen und für mich die positiven Aspekte über die ,,negativen” überwiegten. Euch erwartet eine irre Story in einem völlig konfusen Setting mit jeder Menge Überraschungen, Gewalt und individuellen Charakteren, die so einiges in ihrem Leben durchmachen müssen/mussten. Die Autoren haben wieder einige Themen eingebaut, denen man auch im wahren Leben begegnet und ich fand die Ernsthaftigkeit/Authentizität, mit welcher diese rübergebracht wurden, wahnsinnig aufregend sowie interessant. Ich habe jedenfalls sehr viele Facetten in diesem Buch entdeckt und auch wenn es für mich einige Abstriche gab, bin ich froh zu diesem Werk gegriffen zu haben. In diesem Sinne macht euch am besten selbst ein Bild über dieses Buch und ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0