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Rezension ,,Knochengrund"

Worum geht es?

Die dänische forensische Anthropologin Josefine Jespersen wird nach Gotland gerufen, um einige Steinzeit-Skelette zu untersuchen, die bei Grabungen gefunden wurden. Doch als Josefine einen weiblichen Schädel genauer betrachtet, macht sie eine schaurige Entdeckung: Die Frau ist erst vor einigen Jahren getötet worden – und in ihrem Schädel befindet sich der Knochen einer weiteren Person. Die Spur bringt Josefine und den Kriminalkommissar Alexander Damgaard auf einen alten Vermisstenfall. Und als zwei weitere Frauen ermordet werden, ist klar: Josefine und Damgaard jagen einen perfiden Serienmörder …

 

Mein Eindruck:

Mir hat dieses Buch prinzipiell gut gefallen, trotz des etwas holprigen Starts, den ich durch den detaillierten und etwas ausschweifenden Erzählstil hatte. Ich persönlich brauche keine konkreten Beschreibungen über die Farbe der Vorhänge oder andere Details der Umgebung, insbesondere wenn die Schauplätze ständig wechseln und es sich oftmals um eine einmalige Begehung handelt. Auch käme mir nie in den Sinn an Muskelübersäuerung zu denken, wenn ich mich gerade auf der Flucht befinde. Das ist aber wie vieles Geschmackssache und in meinen Augen hätten kleine Kürzungen hier und da das Werk noch spannender werden lassen. Das ist jedoch ,,jammern” auf hohem Niveau, da sowohl der Fall, das Setting als auch die Protagonisten wahnsinnig interessant und aufregend waren. Im Nachgang habe ich festgestellt das es sich hier um den 2. Fall der dänischen forensischen Anthropologin Josefine Jespersen handelt, wobei mir das beim Lesen selbst nicht aufgefallen wäre. Ich hatte daher also nie das Gefühl etwas verpasst zu haben oder irgendwo der Handlung nicht folgen zu können. Da ich Anthropologie wahnsinnig spannend finde und bereits unterschiedliche Bücher mit männlichen Protagonisten gelesen habe, wollte ich unbedingt mal eine Frau in dieser Berufssparte begleiten und ich fand sie überaus authentisch sowie glaubwürdig. Josefine hat in dieser überwiegenden Männerdomäne einige Vorteile, aber auch viele Nachteile, die ihr stressiger Berufsalltag mit sich bringt. Wir lernen nicht nur sie als Person mit ihren Wünschen, Ängsten und Träumen näher kennen, sondern auch ihr Umfeld wodurch sie äußerst greifbar wirkte. Doch nicht nur unsere Anthropologin macht einiges her, auch die anderen Hauptakteure und Nebenfiguren stehen ihr in Nichts nach und erhalten ausreichend Tiefgang. 

Das Setting in Schweden/Dänemark fand ich sehr aufregend, da ich bisher kaum Bücher gelesen habe, die in diesen Ländern spielen. So werden viele Eigenheiten dieser Kultur dem Leser nähergebracht und ich fand diese Einblicke äußerst abwechslungsreich sowie interessant. Hier kann man jedoch nicht nur fremde Länder entdecken, man erhält jede Menge Hintergrundwissen über die Arbeiten der diversen Berufssparten, mit denen wir im Laufe der Ermittlungen in Berührung kommen und natürlich über die Knochen selbst. Es ist immer wieder erstaunlich wie viel man aus einem Skelett herauslesen kann und wie weit die Wissenschaft/Technologie in manchen Bereichen schon ist. Ich fand das Buch durchwegs gut recherchiert und hätte als Laie nicht unterscheiden können, was real und was fiktiv ist, da auf mich alles glaubwürdig und nachvollziehbar wirkte. Den Täter konnte ich bis zum Schluss nicht erraten und auch wenn sich die Ermittlungen stellenweise etwas hinziehen, so ergab ein Puzzleteil das Nächste und führte letztendlich zum Ziel. Gerade bei sogenannten ,,Cold Cases” sind Ermittlungen umso schwieriger weswegen ich es auch als unrealistisch empfunden hätte, wenn der Fall in kürzerer Zeit gelöst worden wäre. Die Morde sowie die vielen anderen Geheimnisse, die ans Licht kommen sind äußerst brutal und man sollte auf keinen Fall zimperlich sein, um gut durch dieses Buch zu kommen. Es ist unglaublich was für ein Abschaum da draußen existiert und bei manchen Szenen hatte ich Gänsehaut. In diesem Sinne kann ich diesen spannenden Thriller allen weiterempfehlen, die auf einen detailverliebten Schreibstil Wert legen und gerne Ermittlungen begleiten möchten, die einen nordischen Flair mit sich bringen. 

 

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