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Rezension ,,Bis wir uns fanden - Japans erstes schwules Ehepaar"

Worum geht es?

Diese bewegende Manga-Adaption basiert auf der wahren Geschichte des LGBTQ-Aktivisten Ryousuke Nanasaki und greift die wichtigsten Eckpunkte seiner Biografie auf. Der Manga bietet tiefe Einblicke in Ryousukes Seelenleben und erzählt von vorsichtigen Erkenntnissen in der Kindheit, zarten Schwärmereien, peinlichen Date-Momenten und vielen schmerzhaften Erlebnissen.

 

Mein Eindruck:

Ich habe noch nie einen Manga gelesen, der auf einer wahren Geschichte beruht und war dementsprechend gespannt darauf was mich hier erwartet und was soll ich sagen? Ich bin absolut begeistert und für mich katapultierte sich dieser Band direkt an die Spitze bzw. zu einem persönlichen Highlight in diesem Monat. Wenn man bedenkt das es sich um wahre Ereignisse handelte, ist es meiner Meinung nach nochmal ein ganz anderes Feeling beim Lesen als wie bei fiktiven Storys. Ich hatte stellenweise Gänsehaut und war bereits nach den ersten paar Seiten völlig gefesselt. Ryousuke Nanasaki beginnt mit seinen Erzählungen von Kindheitsbeinen an und so geht es chronologisch weiter über die Schulzeit, dem ersten Kennenlernen sowie dem Entdecken seiner eigenen Se*ualität. Ich fand die Offenheit, mit welcher hier an das Thema herangegangen wird, unglaublich beeindruckend sowie intensiv, da einfach nichts beschönigt wird und auch knallharte Fakten auf den Tisch gelegt werden. So ist es zwar teilweise äußerst dramatisch, traurig sowie unheimlich schmerzhaft, aber leider ist die Gesellschaft in Bezug auf gleichgeschlechtliche Liebe immer noch sehr rückständig. Auch wenn gerade zu Beginn einige ,,Klischees” vorkommen, so steht der Mensch stets im Vordergrund und die Gefühle werden nie ins Lächerliche gezogen, was ich sehr passend sowie angenehm fand. Gerade in Hinblick auf ,,Vorurteile” und der gesellschaftlichen ,,Norm” gibt es hier jede Menge Stoff zum Nachdenken und mich brachten die Gedankengänge, die aufgrund unbedachter Aussagen erfolgten, immer wieder aufs Neue ins Stocken da einen wieder vor Augen geführt wird wie schnell man doch ins ,,urteilen” rein schlittert und andere unbewusst oder im schlimmsten Fall absichtlich verletzen kann. 

 

Ich habe den Band in einem Rutsch durchgelesen da ich ihn einmal begonnen nicht mehr zur Seite legen konnte und stets wissen wollte, ob es für Ryo nun ein Happy End gibt oder nicht. Selbst nach Beendigung des Werks finde ich es unglaublich wie viel Selbsthass, Zweifel und Ängste eine einzelne Person erleiden/ertragen kann, ohne letztendlich daran zu zerbrechen. Mehr als einmal wäre ich am liebsten in den Manga reingesprungen und hätte ihm gerne beigestanden, was natürlich leider nicht möglich war. Dafür waren die ,,schönen” Momente umso strahlender und intensiver, da man regelrecht nach guten Nachrichten giert, nach allem, was unser Protagonist durchmachen muss. Die Einblicke in eine andere Gesellschaft und wie hier mit gleichgeschlechtlichen Ehen umgegangen wird war überaus interessant, da für mich fremde Kulturen und Gepflogenheiten immer spannend sind. Mich hätte die Story jedenfalls kaum mehr emotional packen können, da ich besonders gegen Ende, das eine oder andere Tränchen verdrückt habe und mehr als einmal schlucken musste. Für mich war es ein unheimlich intensives Leseerlebnis und ich habe jede einzelne Seite davon geliebt, da die Botschaften, welche darin stecken nicht schöner hätten sein können. Wer also auf der Suche nach einem etwas ernsthafterem Thema ist und Interesse an einem Manga hat, der auf einer wahren Begebenheit beruht, sollte sich dieses eindringliche Werk nicht entgehen lassen. Lobend möchte ich auch noch die Aufmachung des Bandes erwähnen, da die Seiten etwas stärker wirkten als bei anderen Mangas, das größere Format sehr ansprechend war und generell die Zeichnungen einfach wunderschön geworden sind. Die Linien sind sehr sauber sowie gerade ausgeführt und die Emotionen kamen stets sehr gut rüber. Für mich war das Gesamtkonzept jedenfalls stimmig und ich war sehr froh, zu diesem Band gegriffen zu haben, weswegen ich ihn bedenkenlos weiterempfehlen würde. 

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