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Rezension ,,Für den Wolf"

Worum geht es?

Wie alle Menschen fürchtet die Königstochter Red den Wilden Wald – einen verwunschenen Ort, an dem schreckliche Monster hausen. Das schlimmste unter ihnen ist der Wolf, dem seit jeher die zweitgeborene Königstochter geopfert wird. Red ist diese Tochter, und obwohl ihre ältere Schwester Neve ihr verbieten will, den Wilden Wald zu betreten, sehnt sich die jüngere danach. Denn in Red glüht eine gefährliche Macht, die sie nicht kontrollieren kann – und im Wilden Wald kann sie wenigstens niemanden verletzten, den sie liebt. Doch an dem Tag, als sie dem Wolf gegenübersteht, ahnt Red nicht, dass sie dieses Monster in Menschengestalt mit jeder Faser ihres Wesens lieben wird.

 

Mein Eindruck:

Habe ich schon einmal erwähnt das ich auf düstere Märchenadaptionen stehe? Nein? Das kann nicht sein, denn ich stehe absolut drauf und damit auch auf dieses Buch. Ich habe schon einige Geschichten über ,,Rotkäppchen“ gelesen, aber diese Neuinterpretation hat es mir absolut angetan. Bereits nach wenigen Seiten war die unglaublich intensive Atmosphäre, welche einem regelrecht entgegenspringt, deutlich spürbar und mich konnte das Werk damit sofort an sich fesseln. Obwohl das Buch 600 Seiten stark ist, wurde es einfach nie langweilig und es blieb durchgehend spannend/interessant, was ja immer eine insgeheime Befürchtung meinerseits ist, sobald ein Buch eine gewisse Seitenanzahl aufweist, aber zumindest hier waren jegliche Ängste unbegründet. Nachdem man etwas in die Story eingetaucht ist und die vielen Besonderheiten dieser entdeckt, ergibt auch das Cover sowie die Gestaltung noch viel mehr Sinn (ich hatte es zuerst für einen optischen Hingucker gehalten) und ich fand dieses Detail einfach großartig. Ich bin immer ein großer Fan davon, wenn Cover noch mehr an Bedeutung gewinnen, wenn man das Werk beendet hat oder mittendrin ist (ich überprüfe das dann tatsächlich ;P). Doch genug von der attraktiven Außengestaltung und den wundervoll inszenierten Details, kommen wir zurück zum Innenleben.

 

Die Figuren waren unglaublich authentisch sowie greifbar beschrieben, weswegen mir nichts anderes übrigblieb als mit ihnen mit zu bangen, die Daumen zu drücken, mitzuleiden und mehr als einmal erschrocken aufzuatmen. Es gibt hier viele unterschiedliche Charaktere, wobei jedem Leben eingehaucht wird und dadurch auch die Nebenfiguren in meinen Augen sehr stark waren. Ich mag es sehr gerne, wenn sich nicht nur auf die Protagonisten konzentriert wird, sondern auch andere Darsteller ihre große Chance erhalten, da sich so immer ein abwechslungsreicher Mix ergibt. Neben der Story um ,,Rotkäppchen und den ,,bösen“ Wolf“, geht es in dieser Geschichte vor allem um den Wald, in welchen sich unsere Protagonistin Red begibt und das war für mich völlig neu, da der Wald bisher keine große Relevanz hatte. Was es damit genau auf sich hat, dürft ihr gerne selbst herausfinden, euch erwarten dunkle Prophezeiungen, längst vergessene Bedrohungen, alte Legenden und ein Pakt, welcher das Leben unserer Hauptakteure für immer verändern wird. Es wird magisch, blutig, finster, beklemmend, aber auch freundschaftlich, liebe- und hoffnungsvoll. Neben dem Märchencharakter sind auch noch wichtige Botschaften enthalten wie ,,Nicht alles, was man aus Liebe tut, ist für das Allgemeinwohl das Richtige“ oder ,,Liebe macht blind“ und ,,Manche Dinge kann man nicht ändern, egal welche Pfade man bestreitet“. Ihr seht also Fantasy/Märchen trifft auf Realität (ich finde man kann diese Aussagen 1:1 ins echte Leben übertragen), wenn auch natürlich unterschwellig, aber mir ist dieser Aspekt sehr positiv aufgefallen.

 

Den Schreibstil der Autorin würde ich als märchenhaft, flüssig, fesselnd, emotionsgeladen sowie leidenschaftlich beschreiben, ich war jedenfalls sehr angetan von diesem. Das einzige kleine Manko war in meinen Augen bei Kampfszenen oder Kapiteln, in denen sich die Ereignisse regelrecht überschlagen haben. Wenn zu viel auf einmal los war, verlor man schnell den Überblick und mir fiel es dann schwer dem Geschehen zu folgen in Hinblick wer, wie, wo, was und wann? Das ist aber nur wenige Male vorgekommen und war verschmerzbar, da ich nicht ausschließen möchte das ab einem gewissen Punkt meine eigene Konzentration vielleicht auch beim Lesen etwas nachließ. Die Kapitel werden jedenfalls abwechselnd aus der Sicht von Red also rund um das Geschehen im Wald sowie den Ereignissen von der anderen Seite also jenseits des Walds erzählt. Dieser permanente Wechsel war genauso spannend wie aufschlussreich und hat mir jede Menge Spaß gemacht.

 

Fazit: Eine wundervoll ausgearbeitete düstere Märchenadaption einer altbekannten Geschichte, mit jeder Menge liebevoll gestalteter Charaktere und erfrischend neuen Ideen, die sich nicht zu verstecken braucht. Ich hatte sehr angenehme sowie aufregende Lesestunden und kann das Buch allen Märchenfans nur weiterempfehlen.

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