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Rezension ,,Ghostnet – Die Letzte Stadt"

Worum geht es?

Die wirkliche Welt. Bereits der Gedanke daran ist unerträglich.

Glitch ist ein Scrapper. Er reitet auf seinem Roboterpferd durch die Ruinen der Zivilisation auf der Jagd nach Gesetzlosen, um deren elektronische Körperimplantate zu entfernen und in der Letzten Stadt auf der Erde zu verkaufen. Das ist sein Job, der ihm das Überleben sichert. Unterstützt wird er dabei von der brillanten Hackerin Nikka und einem umfunktionierten Kriegsroboter namens Zhu.

 

Als die drei einen wegen Mordes gesuchten

Programmierer jagen, gerät alles aus den Fugen. Etwas Unheimliches scheint in der Letzten Stadt vor sich zu gehen. Warum fürchtet der Verdächtige das Leben mehr als den Tod? Und wem kann man noch trauen?

 

Die gefährliche Spurensuche führt Glitch zur alles entscheidenden Frage: Was wird die Menschheit im Kosmos hinterlassen?

 

Mein Eindruck:

Ich lese immer mal wieder sehr gerne Sci-Fi Romane und bei diesem Buch bin ich absolut auf meine Kosten gekommen. Die Figuren waren so unglaublich authentisch beschrieben, dass sie mir auf Anhieb sympathisch waren, und in meinen Augen sind sie genau in ihrer Unvollkommenheit vollkommen. Klingt kompliziert? Ist es nicht. Da wäre Glitch, ein Mann, der sich insgeheim für einen Cowboy hält und seine Leidenschaft für Western auf seinen Kleidungsstil sowie auf die letzten Überbleibsel einer Zivilisation überträgt, Nikka, eine brillante Hackerin die den Punk sowie Anarchie liebt (auch wenn sie gar nicht weiß was das genau ist, aber sie hat den richtigen Riecher) und durch deren Venen Motoröl statt Blut rinnt sowie unser Kriegsroboter Zhu, welcher strikt seinen Befehlen folgt und ansonsten keinerlei Emotionen verspürt (auf sein fragwürdiges Hobby gehe ich mal nicht länger ein). Kurzum diese 3 Musketiere sind Kopfgeldjäger und stoßen während einer ihrer Aufträge auf eine großangelegte Verschwörung, die alles auf den Kopf stellt, was sie bis dato geglaubt haben zu wissen. Klingt zwar nach nichts ,,Neuem”, aber aufgrund des vorliegenden Humors, mit welchem die Story erzählt wird, der außergewöhnlichen Charaktere sowie vieler weiterer Aspekte, auf die ich noch näher eingehen möchte, entpuppt sich dieses Buch als wahre Überraschungskiste, die mich auf jeden Fall überzeugen konnte. Ich bin nach wie vor der Meinung das nicht immer zur Gänze alles ,,neu” erfunden werden muss, denn mit guten Ideen, Kreativität und einem fesselnden Schreibstil kommt man genau so weit. Ich konnte zwar ab einem gewissen Punkt direkt riechen das etwas nicht stimmt, aber das wahre Ausmaß ist mir nach wie vor nicht bekannt und ich bin schon sehr gespannt, wie die Reise unserer Protagonisten weitergeht, ich würde mich auf jeden Fall über weitere Bände freuen. 

 

Doch kommen wir nun zurück zu den angekündigten ,,weiteren Aspekten”. Der Humor war genauso skurril wie unterhaltsam und ich denke das er bei vielen Lesern für zumindest ein Schmunzeln reichen sollte. Ich mag die Kombi aus schwarzem Humor, Trostlosigkeit und Konsumzwang, die immer wieder für wahnwitzige sowie mitreißende Momente sorgte und wodurch der Autor seinen Ideenreichtum in verschiedenen Szenen beweisen konnte. Dadurch lernen wir nicht nur die Charaktere näher kennen, sondern wir erfahren auch zugleich wie die neue Weltordnung funktioniert und besonders in dieser Hinsicht gibt es jede Menge zu entdecken. In der ,,letzten Stadt” fühlt sich alles nach Endzeit an, auch wenn der Sci-Fi Aspekt nie verloren ging (das war schier unmöglich bei den ganzen technischen Gerätschaften). Wo zunächst noch alles logisch erscheint und schlüssig wirkt innerhalb der letzten Verteidigungslinie/Überlebensmöglichkeit der Menschen, so erhält dieses Bild immer mehr Risse, die irgendwann nicht mehr überdeckt werden können. Gesellschaftskritik schleicht sich ein und auch der Titel des Werks wird uns näher erläutert als uns vielleicht lieb gewesen wäre. Es wird spannend, actionreich, chaotisch und es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde das mich das Buch nicht zum Nachdenken angeregt hätte. Viele Punkte lassen sich in meinen Augen auch 1:1 auf unsere Realität übertragen, wobei ich euch die Pointe natürlich nicht vorwegnehmen werde. Besonders gelungen fand ich den Einstieg ins Buch, da es gleich direkt losgeht und sich nicht lange mit Erklärungen aufgehalten wird, denn diese folgen sowieso nach und nach. So weiß man direkt nach den ersten Seiten, worauf man sich einstellen kann, und wird Zeuge davon, wie blutig und grausam so eine Kopfgeldjagd vonstatten geht. Ich bin jedenfalls immer ein großer Fan davon, wenn es direkt ans Eingemachte geht und man sich nicht durch elendslange Erläuterungen kämpfen muss. Apropos Erläuterungen, wie bereits erwähnt werden wir mit einer unbekannten Welt sowie außergewöhnlichen Phänomen, Gerätschaften und technischen Fortschritten konfrontiert, doch selbst mir als Laie war immer alles klar verständlich, was ich ebenfalls noch lobend erwähnen möchte. Gerade im Genre Sci-Fi kann es immer mal wieder zu Verwirrung kommen, da doch viele Dinge auf einen herab prasseln mit denen man ansonsten nicht jeden Tag zu tun hat. Hier braucht ihr diesbezüglich keine Ängste haben (falls überhaupt Skepsi bestanden hätte), denn ich fand die Erklärungen wirklich gut gelungen sowie schlüssig. In diesem Sinne kann ich euch diesen Ausflug weitab unseres sonstigen Alltags definitiv weiterempfehlen und bin gespannt ob ihr die Protagoniste ebenso ins Herz schließen könnt wie ich. 

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